Also was nun?

Die Mädchen dachten angestrengt nach, machten Vorschläge, die sie dann auch gleich

wieder verwarfen. Nein, man konnte doch nicht einen Drachen im Schlafsaal verstecken

und wenn er noch so klein war. Und hinter dem Rücken von Mama Syt schon gar nicht! Da

musste eine andere Idee her! Aber welche?

Während die Kinder weiter überlegten, schaute sie Thaliog erwartungsvoll an. Da plötzlich

klopfte etwas am Fenster. Vor Schreck zuckten die Mädchen zusammen und schauten angstvoll

zum Fenster. Was war das denn? Ein kleines Licht hüpfte immer hin und her hinter der Scheibe.

Dann klopfte es wieder, dieses Mal aber begehrlicher. Die kleine Lilly kroch weinend dichter an Giesi heran.

„Weine nicht, Lilly“, wisperte Giesi dem Kind zu. Doch Giesi hatte selbst ein wenig Angst,

auch wenn sie das nicht zeigte und auch nie zugeben würde. Als es erneut und noch lauter klopfte

und sich das Licht noch schneller bewegte, stand Giesi entschlossen auf und lief zum Fenster.

Sie zitterte, aber das war weniger die Kälte als die Angst, die auch Giesi überfiel. Ganz dicht

am Fenster versuchte sie zu sehen, was da draußen im Schneesturm klopfte und leuchtete. Aber die

Scheiben waren zu blind und der Sturm peitschte die Flocken wie wild umher. Nein, so war nichts

auszumachen. Vorsichtig öffnete Giesi das Fenster, aber der starke Wind riss es ihr aus der Hand

und schlug es nach innen. Es knallte gegen den Fensterrahmen.

‚Phuuu…‘ dachte sie. ‚Zum Glück ist die Scheibe nicht zerbrochen!‘

Kaum hatte sie zu Ende gedacht, da fegte die Arme in die Seite gestemmt ein klitzekleines Mädchen herein.

Nein, sie flog, denn am Rücken hatte sie so durchscheinende Flügel, die sich wild bewegten.





„Sagt mal, seid Ihr taub?“ krakelte sie mit ganz hoher Stimme herum.

„Ich klopfe und leuchte schon eine ganze Zeit an Eurem Fenster! Und ihr denkt nicht daran, mir aufzumachen!“

Ängstlich rückten die Kinder wieder zusammen. Aus den Augenwinkeln heraus sah Giesi,

dass sich der kleine Drache duckte und sich hinter der kleinen Lilly versteckte. Naja,

kein Wunder bei dem Geschrei. Es war zwar nicht laut, aber immens energisch!

„Ja, was guckt ihr mich denn so an? Glaubt ihr ich reiße Euch die Köpfe ab? Was

denkt ihr überhaupt von mir?“ quietschte dieses kleine fliegende Ding.

„Was bist Du?“, fragte ganz leise das Mädchen mit dem Kosenamen Bärchen.

„WAS? Du fragst mich WAS ich bin?“, piepste nun das kleine Ding, die Ärmchen in die

Seiten gepresst zornig. „Ich bin kein WAS! Ich bin Lore. Aber weil ich immer und überall

dabei und so klein bin, nennen mich meine Freunde auch Minihops.“

„Aber woher kommst Du und warum?“ hörte man das dünne Stimmchen von Heika.

„Was ihr alles wissen wollt und dann so viele Fragen auf einmal! Ach ja, ihr

kennt mich nicht, das vergaß ich. Ich wurde hierher geschickt um einen von uns,

der verloren ging zu suchen. Ich suche jemanden, er soll sich hier aufhalten. Ein

kleiner Drachen, der nur Unfug in seinem kleinen Kopf hat, der uns allen aber fehlt,

weil wir den kleinen Schlingel lieb haben“, meinte nun Lore ein wenig traurig.

„Ach, Du suchst Thaliog?“, kam prompt die Frage von Trixi.

„Psssst….“ hörten alle ein leises Zischeln, das hinter Lilly hervorkam, „Iss bin niss da!“

Doch da hatte Thaliog nicht mit Lore gerechnet, die offensichtlich ein gutes Gehör hatte.

„Hier hast du dich also verkrochen! Und alle machen sich Sorgen um Dich. Wie kommst

du überhaupt hierher? Du weißt doch genau, dass du dich den Menschlingen nicht zeigen darfst.

Komm sofort hierher, wir reisen augenblicklich ab!“ schimpfte Lore wie ein Rohrspatz.

Da kroch Thaliog beschämt hinter Lilly hervor und kroch vorsichtig in Richtung Lore,

immer darauf bedacht, dass Sein Flügel nirgends dagegen stieß. Als aber Lore den verwundeten

Drachen auf sich zukommen sah, da weinte sie auf und flog ihm eiligst entgegen.

„Mein kleiner Honigkuchen, mein kleiner Thaliog. Wer hat dir das angetan? Waren das

diese Menschlingskinder?“ Ihre Augen blickten nun böse auf die umhersitzenden Kinder.

„Nein, Minihopss! Halte ein! Die Kinder haben miss verssorgt, meine Wunde behandelt. Ssie

wollten miss sogar versstecken, dass iss hier werde wieder gesund.“ rief ganz schnell

der kleine Drachen. “Die Mensschlingsskinder ssind lieb, ssie ssind ganz anderss, als iss

ess habe gelernt! Ssie haben miss geholfen!“ weinte Thaliog auf...




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